Das erste, was einem bei Erwähnung des Landes Vietnam
einfällt, ist der Vietnamkrieg. Der Ablauf, Motivation und Wendungen sind sehr
kompliziert, daher hier der Versuch eines kleinen geschichtlichen Abrisses:
In der Mitte des 19. Jahrhunderts dringt Frankreich als Kolonialmacht nach
Indochina (heute Laos, Vietnam und
Kambotscha) vor. Im 2. Weltkrieg wird Vietnam von Japan
besetzt. Ho Chi Minh vereint lokale Widerstandsgruppen als Viet Minh zur Abwehr
des japanischen Imperialismus und französischen Kolonialismus,
dabei wird er von den USA unterstützt.
Nach der Kapitulation Japans muss der von diesen
eingesetzte Kaiser Boa Dai abdanken und Ho Chi Minh ruft unter Berufung auf die
Unabhängigkeitserklärung der USA und der Menschenrechtsdeklaration der franz.
Revolution die Demokratische Republik Vietnam aus.
Nach der Potsdammer Konferenz fällt Vietnam
in den Herrschaftsbereich der Briten. Im Norden entwaffnen chinesische Truppen
die Japaner, die dann zusammen mit den Briten Vietnam wieder an die Franzosen
übergeben. Im franz. Indochinakrieg versucht
Frankreich sich auch die Herrschaft im aufständischen
Norden zu sichern. Im Süden setzen sie eine Marionettenregierung
unter Boa Dai ein.
Nach der Genfer Konferenz vom 21. Juli 1954, auf der die Teilung Vietnams
entlang des 17. Breitengrades in die (nördliche) kommunistische Demokratische
Republik Vietnam (Hauptstadt Hanoi) und die (südliche) antikommunistische
Republik Vietnam (Hauptstadt Saigon) beschlossen wurde, hatten bis Mai 1955 alle
Truppen Frankreichs aus Indochina abzuziehen.
Bis 1960 versank Südvietnam immer mehr in Korruption und Chaos, nach mehreren
kurzlebigen Regierungen unterstützen die USA eine Militärjunta, da es nach der
Dominotheorie seine Interessen gefährdet sieht:
Fällt ein Land in Asien an dem Sowjetblock, so werden nach und nach alle fallen.
Die Grundlage für den offenen Kriegseintritt der USA bildete der gefälschte
Tonkin-Zwischenfall vom August 1964, welcher der Regierung Johnson den Anlass
gab, den US-Kongress davon zu überzeugen, ein offenes Eingreifen
in den Bürgerkrieg zu
legitimieren.
Die Sowjetunion und die Volksrepublik China stellten Nordvietnam militärische
Hilfe zur Verfügung.
Ab 1970 weiteten die Vereinigten Staaten ihre militärischen Aktionen,
insbesondere die verheerenden Bombardierungen auf die Nachbarstaaten Kambodscha
und Laos, aus. In Laos wurden die Hmong als Verbündete angeworben
und mit Ihnen auch ihre Kultur fast vollständig vernichtet. Die Öffentlichkeit
erfuhr erst nach 2000 von den geheimen Basen der Amerikaner in Laos.
Dabei hat der Einsatz chemischer Kampfstoffe - am
bekanntesten ist das Dioxin "Agent orange" bis heute nachhaltige Folgen für
Vietnamesen und amerikanische GIs. Die USA konnten ihr Ziel – Stabilisierung des Südens – allerdings
nicht erreichen, so dass ab 1969 bis zum März 1973 die
US-Truppen wieder aus Südvietnam abgezogen wurden. Die
Amerikaner ziehen sich in der Operation "Frequent wind" aus Vietnam zurück.
Der Krieg endete mit der
Einnahme Saigons am 30. April 1975 durch nordvietnamesische Truppen und hatte
die Wiedervereinigung des Landes zur Folge.
Viele Südvietnamesen hatten danach mit der Einweisung in
Umerziehungslager zu rechnen, weswegen 1.6 Millionen Vietnamesen versuchten in
kleinen Booten Thailand oder Malaysia zu erreichen. Schätzungsweise 250.00
Menschen starben bei diesem Versuch.
In der, in Vietnam
"amerikanischer Krieg" genannten, Auseinandersetzung fielen 58.000 Amerikaner
und schätzungsweise 1,5 Millionen Vietnamesen, Vietnam sprich sogar von 2
Millionen Menschen. 4 Millionen Menschen erlitten
durch die schweren Bombardements und den Einsatz von Dioxinen schwere
Verletzungen. Des weiteren hinterließ der Krieg 900.000 Waisen, 1.000.000 Witwen
und 200.000 Prostituierte.
Die Kriegskosten beliefen sich auf 167 Mrd. Dollar. Man
hatte durchschnittlich 10.000 US$ ausgegeben, um vietnamesische Werte in Höhe
von 1 US$ zu zerstören.
1967 alleine waren 226.000 Tonnen Bomben über Nordvietnam abgeworfen worden. Zum
Vergleich: Auf Dresden fielen im Februar 1945 2659 Tonnen Bomben. Fast unbemerkt
von der Öffentlichkeit wurden über dem unbeteiligten Laos 2.5 to pro Einwohner
an Clusterbomben abgeworfen, um den Nachschubweg von Nord- nach Südvietnam zu
zerstören. Es gab keine Kriegerklärung der USA an Laos und bis heute keine
Reparationszahlungen.
Erst unter Präsident Clinton wurde das Embargo 1993 gelockert und 1997 eine Botschaft eröffnet
worden.
Heute sind die USA der größte Investor in Vietnam,
Reparationszahlungen hat jedoch nie gegeben. Die Schäden an historischen
Stätten, die zum Weltkulturerbe zählen, sind bis heute sichtbar und auch
für deren Beseitigung zahlen die USA keine einzigen Dollar.
Auch Kambodscha war franz. Kolonialgebiet und nach der
Genfer Konferenz unabhängig geworden.
Durch den Ho-Chi-Minh-Pfad und Nachschublager der Viet Minh
im Osten des Landes griff der Krieg in Vietnam jedoch auf Kambodscha
und Laos über. Nachdem die Vereinigten Staaten sich
zunächst auf Bombardements im Osten Kambotsches und Laos beschränkt hatten, stürzten 1970 kambodschanische Offiziere mit
amerikanischer Hilfe die Regierung.
250.000 Tonnen Bomber warf die US Airforce ab, mehr als über Japan
im 2. Weltkrieg.
Lon Nol wurde 1972
Präsident und rief die Republik Khmer aus. Südvietnamesische und amerikanische
Truppen unterstützten nun (und auch noch nach dem Rückzug aus
Vietnam) im Lande die Regierungseinheiten im Kampf gegen die Viet Minh.
Von Nordvietnam unterstützt, konnten die Roten Khmer des
gestürzten Sihanouk 1975 schließlich Phnom Penh erobern, woraufhin sie
die Demokratische Volksrepublik Kampuchea ausriefen. Neuer Staatschef wurde
Khieu Samphan, neuer Ministerpräsident
Pol Pot.
Das neue Regime zerschlug die bestehenden Gesellschaftsstrukturen. Phnom Penh
wurde innerhalb von 24 Stunden nahezu komplett entvölkert. Hunger und
Krankheiten rafften große Teile der Bevölkerung dahin. Man zwang die Menschen
aus den Städten aufs Land, um nach maoistischem Vorbild Kooperativen für Reisanbau zu bilden.
Wie in China führte dieser Steinzeitkommunismus zur Hungernot.
Insgesamt
forderte die Regierung Pol Pots zwischen 1,4 und 2,2 Millionen Opfer, vor allem
Beamte, Intellektuelle und buddhistische Mönche, die in etwa 100
Vernichtungslagern gefoltert und hingerichtet wurden, weil sie Widerstand
geleistet hatten oder einfach der „Bourgeoisie“ angehörten, wobei es oft
ausreichte, lesen zu können oder eine Fremdsprache zu sprechen. Einfache Bürger
starben auf dem Land an Entkräftung und Krankheiten als Folge der harten Märsche,
Unterernährung
und harter Arbeit. Seit 1977 war Kambodscha in Grenzstreitigkeiten mit Vietnam
verwickelt; die Roten Khmer verfolgten Einwohner der Grenzgebiete und töteten
sie, darunter auch Vietnamesen. Dies sorgte für außenpolitische Spannungen,
daneben hat Vietnam einen Führungsanspruch in Indochina, den es mit China nach
seinem Sieg gegen die USA nicht teilen wollte. Als sich innerhalb der Regierung unter Heng Samrin eine Opposition bilden konnte,
die das wiedervereinigte Vietnam um Hilfe bat, griff Vietnam Ende 1978 ein. Der
Einmarsch vietnamesischer Truppen begann am 24. Dezember 1978
nach Unterzeichnung eines Verteidigungspaktes mit der Sowjetunion.
Bereits am 7.
Januar 1979 eroberten sie Phnom Penh. Nach 3 Jahren, 8 Monaten
und 20 Tagen konnte die Bevölkerung zurück in die Städte ziehen. Die Roten Khmer zogen sich nach
Nordwestkambodscha zurück und begannen einen neuen Guerillakrieg.
Das Land war in der Folge weitgehend abhängig von
Vietnam. Nachdem die Roten Khmer über 2.000.000 Kambodschaner
umgebracht hatten wurden die vietnamesischen Truppen oft als Befreier gefeiert.
China überfiel im Februar die Grenzprovinzen zu seinem südlichen Nachbar, zog sich aber nach schnell wieder zurück
und unterstütze die Roten Khmer weiterhin. Vietnam befand sich nun in einer
ähnlichen Situation mit den "Khmer rouge", wie die USA vorher mit dem Vietkong.
Verzweifelt versucht eine hochgerüstete Armee eine Guerillatruppe zu finden und
zu besiegen. Wiederum versuchten viele Menschen mit Booten Thailand zu erreichen
(boat people),
um Hunger und Elend zu entgehen.
Als sich gegen Ende der achtziger Jahre die wirtschaftliche Schwächung der
Sowjetunion auf Vietnam auswirkte, trat Samrin mit Sihanouk in Verhandlungen zur
Bildung einer neuen Regierung ein. Nach der Einigung zog Vietnam bis 1989 seine
Truppen ab. Am 23. Oktober 1991 schlossen die vier Bürgerkriegsparteien den Pariser
Friedensvertrag, der einen Waffenstillstand bestimmte und für 1993 Neuwahlen
ansetzte – ein Waffenstillstand wurde zuvor am 24. Juni 1991 unter Vermittlung
der Vereinten Nationen unterzeichnet.
1996 wurde Pol Pot in einem Schauprozess zu lebenslanger
Haft verurteilt und starb 1998 im Gefängnis unter nicht vollständig geklärten
Umständen. Ende 1998 ergaben sich die letzten Einheiten der Roten Khmer im
kambodschanisch-thailändischen Grenzgebiet. Seit dem 29.
Oktober 2004 ist König Norodom Sihamoni das Staatsoberhaupt.
Erst 2007
werden vier ehemalige hohe Rote Khmer verhaftet. Der berüchtigte Leiter eines
Foltergefängnisses, Kaing Guek Eav – genannt Duch –, sitzt bereits in
Untersuchungshaft. Er wird 2008 wegen
Verbrechen gegen die Menschlichkeit und wegen Verletzungen der Genfer
Konventionen angeklagt.
Am 17. Februar 2009 begann
die Hauptverhandlung.
Es steht aber nur die erste Riege der Angkar genannten Regierung
vor Gericht. Ähnlich wie im Nachkriegs-Deutschland kann die Frage nach dem Warum
nicht beantwortet werden, da sich alle auf Befehle des toten Oberbefehlshabers
Pol Pot herausreden. Eine breite Diskussion in der Öffentlichkeit über eine
kollektive Schuld wird nicht geführt, da tausende Täter heute noch unbehelligt
- auch in hohen Ämtern - leben.
Laos
Während des 2. Weltkriegs übernahm erst Thailand die
westlichen Teile des Landes am Mekong. Frankreich rief ein Protektorat aus,
wurde aber von Japan besetzt. Nach deren Rückzug kämpfen Royalisten,
Nationalisten und Kommunisten um die Macht. Frankreich setzt 1946 Sisavang Vong
als König ein. 1954 erlangt dieser Souverenität. Prinz Sanvanna Phouma wird
Ministerpräsident, sein Halbbruder Souphanouvong schliesst sich den
kommunistischen Pathet Lao an.
1961 wird bei der Genfer Konferenz beschlossen Laos aus dem
Vietnamkrieg herauszuhalten. Beide Kriegsparteien halten sich nicht daran. Die
Nordvietnamesen nutzen Laos als Rückzugsgebiet und bauen den Ho-Chi-Minh-Pfad
als Versorgungslinie nach Südvietnam, die USA bombardieren Laos massiv.
Nachdem in Vietnam die Vietkong und in Kambotscha die Roten
Khmer herrschen tritt 1.12.1975 der letzte König Sisavang Vatthana zurück. Am
nächsten Tag rufen die Kommunisten die Volksrepublik Laos aus. Die Macht stützt
sich bis 1990 auf die vietnamesische Armee.
Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus löst sich Laos von
Vietnam.
USA
Für die Amerikaner gilt der Vietnamkrieg bis heute als
Trauma, die größte Armee der Welt konnte die Guerillas nicht besiegen und die
Präsenz der Medien im Krieg dokumentiert das Grauen, was zu den
Studentenprotesten und schließlich zum Kippen der öffentliche Meinung führte.
Die in Watergate-Affäre aufgedeckten Missbräuche von Regierungsvollmachten
führte schließlich zu Nixons Rücktritt.
Es gibt viele Filme aus Hollywood, sie behandeln
allerdings nur die Sicht der Amerikaner, was bezeugt, wie sehr diese Niederlage
die USA traf.
Good morning Vietnam
Born on 4th of July
Indochine
Platoon
Apocalypse Now
Full metal jacket
Die Verdammten des Krieges
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